Von Tbilisi ging es dann mit ein paar Zwischenstopps nach Kazbegi im Kaukasus. Endlich die Berge sehen. Das Wetter wurde leider auf der Fahrt zusehens schlechter. Am Gudauri Pass lag noch einiges an Schnee. Die Straßen sind zwar asphaltiert, aber in sehr schlechtem Zustand. Hier fahren trotzdem das ganze Jahr hunderte von Trucks zur russischen Grenze. Momentan wird ein 13 km langer Tunnel gebaut um die höchsten Pässe zu vermeiden. In Kazbegi angekommen, habe ich die Kirche … im Nieselregen besucht, noch kurz vor dem großen Regen. Von den umgebenden Gipfeln waren allerdings nur wenige zu sehen. In meinem Guesthouse angekommen, hat dann ein Gewitter begonnen, das die gesamte Nacht angehalten hat. Am nächsten Tag war es so nebelig, dass man nur wenige Meter weit sehen konnte. Das konnte ja heiter werden, die nächsten 2 Tage.

Im Verlauf des Vormittags sah die Lage aber schon gar nicht mehr so schlecht aus. Also mal zu den „Mountainfreaks“. Die sollen Transport und Tipps fürs Wandern anbieten. Für den nächsten Tag gab es ein Shuttle zu einem Wanderweg in Truso Tal. Gleich mal gebucht, wen kümmert schon das Wetter. Ich musste ja auch langsam mal wieder ans Wandern kommen wenn ich fit für Kirgisistan sein wollte. An diesem Tag bin ich dann mit zwei Australierinnen ein paar „Sehenswürdigkeiten“ abgefahren. Eine Kirche (zur Abwechslung mal) direkt an der russischen Grenze. Das hat sich etwas wie am Ende der Welt da oben im Kaukasus angefühlt. Mit deutschem Pass geht’s aber da nicht weiter, falls man das wollte. Weiter ging es sann in kleine Dörfer mit nur zwei dauerhaft en Bewohnern aber einigen Kühen. Zwei Wasserfälle waren etwas tricky zu erreichen, wenn nur ein Knöchel stabil ist. Gut, dass die Wanderung am nächsten Tag technisch nicht anspruchsvoll war. Meist ging es entlang einer Schotterpiste. Die Berge ringsum waren super schön und die Festung am Ende der Strecke beeindruckend gelegen. Ich lasse am Besten die Bilder für sich sprechen.  Hinter der Festung fängt Südossetien an. Auch dort kein durchkommen.

Auf dem Weg habe ein sehr nettes Paar aus Deutschland getroffen, die auch durch den Kaukasus und Zentralasien reisen. Sie wollen dann weiter nach Australien und Neuseeland. So viel es geht über Land. Sind auch in Istanbul gestartet, allerdings auch dort über Land angereist (hatte ein etwas schlechtes Gewissen wegen meines Fluges). Kam mir bekannt vor. Jetzt kommt der Unterschied. Sie haben ein Jahr eingeplant, aber kein konkretes Rückreisedatum. Wie oft habe ich vor meiner Reise gehört, dass die Menschen mich beneidet haben. Jetzt war ich neidisch 🙂 Ich musste etwas über mich selbst schmunzeln. Die ersten Wochen waren durch das schlechte Wetter und die Verletzung eine Herausforderung. Zudem habe ich mich schon hin und wieder gefragt ob ich mir da nicht zu viel vorgenommen hatte. 6 Monate Reisen ohne viel Zeit für Pausen, Rückzugsraum, einfach mal scheiße fühlen. Und das in einer doch recht herausfordernden Weltregion, in der man das geopolitische Geschehen immer im Blick haben muss.  Ich hatte mich sogar (nur für einen kurzen Moment) gefragt ob ich nicht zukünftig einfach Urlaub wie alle anderen auch machen sollte. Meine Reaktion, also der Neid, auf ein Jahr Reisen hat mir die Antwort gegeben. Sie kam so prompt und instinktiv, dass ich jetzt genau weiß, egal wie fordernd das Reisen manchmal ist, es gibt mir so viel mehr an Erfahrungen, Eindrücken, Möglichkeit mich weiterzuentwickeln und Austausch als das es mir Kraft raubt. Ich schmiede schon die nächsten Pläne.

In diesem Sinne noch die kleine Erfolgsstory. Ich habe 20km Wandern durchgehalten und am Morgen der Abreise hat sich der Kazbegi doch mal vollständig gezeigt. Auf nach Kutaissi. Da hatte ich einige Markierungen in google maps, die besucht werden wollten…

Das Ende der deutschen Passwelt
Hier leben mehr Kühe als Menschen im Dorf
Zum Abschluss zeigt er sich in voller Pracht
Noch viel Schnee am Gudauri Pass

18.05.2023

Wandern oder nicht wandern

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