28.08.2023

Am gleichen Morgen, an dem die anderen abgereist sind, habe ich mich auf den Weg nach Naryn gemacht. Von dort wollte ich unbedingt nach Tash Rabat, einer wieder aufgebauten Karawanserai. Ich war ja schließlich immer noch auf den Spuren der alten Seidenstraße unterwegs. Aufgrund von Zeitmangel konnte ich zwar die Umgebung nicht erkunden und nicht wandern gehen, aber das Tal mit der Karawanserai wollte ich trotzdem sehen. Wenn man individuell reist bekommt man virl mehr vom Land mit. Direkt beim Ticketkauf konnte ich erfreut feststellen, dass die Verkäuferin sogar englisch konnte. Der Busbetrieb war sogar recht organisiert. Auf dem Ticket stand das Nummernschild des Minibusses, so dass es keine Verwechslung geben konnte. 20 Minuten später ging es auch schon los. Vergleichsweise schnell war ich auch schon in Naryn. Das war ja einfach. Ich konnte zu Fuß zu meinem Guesthouse gehen. Im Ort war nicht viel los, das Guesthouse war aber so wie man es sich als Backpacker wünscht. Sauber, genug Englischkenntnisse, dass man sich verständige  konnte und ratzfatz einen Fahrer für den nächsten Tag nach Tash Rabat organisiert für einen Preis, den ich mir auch alleine zu leisten bereit war. Bisher hatte sich nämlich noch niemand gemeldet, der/die auch Interesse hatte. Ich konnte gar nicht fassen wie einfach das alles war. Kein Vergleich zu Tadschikistan oder Kasachstan. Informationen zum Bus nach Karakol waren dann schon nicht mehr so einfach zu beschaffen. Aber dazu später mehr.

Das Guesthouse hatte im Garten eine Jurte aufgebaut, in der das Frühstück serviert wurde. Dort habe ich dann am nächsten Morgen beim Frühstück zwei Schweizer animiert mit nach Tash Rabat zu fahren. Zum Glück hatten sie bereits alles zusammengepackt und sind gerne mitgekommen. Macht in Gesellschaft ja auch viel mehr Spaß. Ich wusste, dass es noch mehr Stopps vor Tash Rabat geben sollte, hatte aber nur irgendwas mit Wasserfall verstanden und eine ehemalige Festung war dabei. Solche Fahrten sind immer ein Abenteuer. Der Fahrer spricht kein Englisch und man weiß nie wo genau man hält. Der Wasserfall war das so semispektakulär. Die Festung schon interessant, das Museum dazu haben wir uns aber gespart. Meist gibt es keine englische Beschreibung. Die Fahrt an sich war aber sehr beeindruckend. Auf der einen Seite hat sich schon die Gebirgskette erhoben, die die Händler auf der Seidenstraße auch überqueren mussten. Was ist da heute schon ein bisschen Stau auf dem Suezkanal gegen. Auf der anderen Seite konnten wir schöne Sandsteinformationen bewundern. Auch auf dieser Fahrt war das Auto immer mal wieder kurz davor schlapp zu machen. Nach meinen Erfahrungen auf der Fahrt zur georgischen Grenze, macht mich das immer etwas nervös. Aber es hat noch bis zurück zum Guesthouse gereicht. Lange macht es der Wagen aber wohl nicht mehr.

Kurz bevor wir ins Tal, in dem Tash Rabat liegt abbogen, kündigte sich Regen an. Der Landschaft hat das sogar noch Dramatik hinzugefügt, aber war dann halt nass 🙂

Jetzt zur spannenden Frage, hat sich der ganze Aufwand gelohnt um den Ort kurz zu besuchen. Ich hatte schon den Unterton von einigen wahrgenommen, die mich gefragt haben was ich denn da wollte und was man denn da nun tatsächlich tun konnte. Ja das Gebäude ist in den 1970er Jahren wieder aufgebaut worden und ja, außer von Innen besichtigen und ein bisschen den Hügel hochlaufen um Fotos aus der Ferne zu machen, konnte ich nicht mehr machen. Aber manchmal braucht es ja nicht mehr. Ich hatte nun mal diese Vorstellung an einem Ort zu stehen, an dem früher eine Rast einlegen konnten. Und ich war nicht enttäuscht. Trotz zahlreicher Touristencamps ist die Kulisse trotzdem beeindruckend. Ich konnte mir regelrecht vorstellen wie früher die Karawanen über den Pass kamen und beim Anblick des Gebäudes erleichtert waren ihre Etappe geschafft zu haben. Als dann noch ganz klischeehaft eine Herde Pferde den Hang herunter galoppiert kamen, war mein Tag perfekt. Häufig braucht es nicht viel um glücklich zu sein.

Auf dem Rückweg haben wir dann meine beiden Begleiter in einem Ort im Nirgendwo abgesetzt, da sie noch zu einem Wasserfall (beeindruckender als der erste) wollten. Da hatte ich aber leider keine Zeit für. Am nächsten Tag ging es dann auf dem letzten freien Platz im Bus nach Karakol am Issyk-Kul. Auskünfte zur Abfahrtszeit schwankten etwas, auch die Häufigkeit war nicht ganz klar. Sicher war aber, früh aufstehen, die Busse oder der Bus fahren früh und sind schnell voll. Alles auch nochmal mit den Gastgebern abgeklärt. Also am nächsten Tag um 6:30 Uhr bereit zum Abmarsch und….das Tor ging nicht auf. Obwohl von außen ohne Code ohnehin nicht zu öffnen, hatte der Besitzer vorsichtshalber mal von außen abgeschlossen und wusste anscheinend nicht mehr, dass wir gestern besprochen hatten, dass ich früh zum Bus musste. Mein Versuch über den Zaun zu klettern ist kläglich gescheitert und durch meine Suche nach dem Besitzer hatte ich einen anderen Gast geweckt. War mir sehr unangenehm aber netterweise hat er trotzdem versucht den Besitzer zu finden. Nach mehreren vergeblichen Anrufen ging er endlich ran und es stellte sich heraus, dass er nebenan wohnt und rüberkommen muss zum Aufschließen. War auch nicht so begeistert ob der Uhrzeit, ich musste dann mit vollem Gepäck zum Bus laufen. War ich auch nicht so begeistert von. Zum Glück habe ich dann aber noch das letzte Ticket ergattert. Der offizielle Fahrplan ist in etwa so: ab 6:00 einfinden, der Bus fährt so gegen 8:00, wenn er voll ist aber auch früher. Ich denke, das kann man so durchaus auch an der Haltestelle aushängen.

Die Fahrt war leider nicht so angenehm wie die Hinfahrt. Der Nachteil, wenn man so spät kommt, man muss den Platz nehmen den sonst niemand will. Meist heißt das ganz hinten auf der Achse mit wenig Beinfreiheit. Da das Südufer des Issyk Kul straßentechnisch bescheiden erschlossen ist, dauerte die Fahrt 7 Stunden. Als ich endlich in Karakol angekommen war erschien es mir wie Shangri La. Und ich muss sagen, das war es auch.

Da ich nur 1,5 Tage in Karakol war, fielen weitere Wanderungen aus. Ich habe mich dann einfach auf die schönen Holzgebäude, das Prezewalski Museum und Monument sowie das sehr leckere Essen in meinem Guesthouse konzentriert. Das Guesthouse hatte zum ersten Mal auf meiner Reise das Niveau wie ich es aus den Regionen meiner sonstigen Reisen, insb in Südostasien kenne. An alles was Individualreisende brauchen war gedacht. Infos zu Touren und Transport, das schnellste Wlan Zentralasiens und ebenfalls das beste Frühstück (mit echtem Müsli!!!)

In Karakol ist der Forschende Nikolay Mikhaylovich Przhevalsky beigesetzt. Er hat im 19. Jh mehrere Expeditionen in Zentralasien geleitet. Er war Geograph und Naturwissenschaftler. Er hat eine Wildpferderasse „entdeckt“, die dann nach ihm benannt wurde. In Karakol hat einer seiner Expeditionen eine Pause gemacht und dort ist er durch verunreinigtes Trinkwasser an Typhus gestorben. Er wollte nur einen bescheidenen Grabstein ohne seine ganzen Titel nur mit dem Wort Reisender. Das fand ich sympathisch . Darum bin ich hin um mir das ganze anzusehen. Bei all der Verehrung, die ihm zu Teil wird, sollte allerdings auch darauf hingewiesen werden, dass sich in einigen seiner Schriften rassistische Einschätzungen vieler Bevölkerungsgruppen, die er traf, finden. Zudem waren seine Expeditionen, ähnlich denen europäischer Entdecker, imperialistisch geprägt.

Interessant ist auch, dass vor einigen Jahren ein riesen Denkmal neben sein Grab gesetzt wurde. Nachdem er um ein bescheidenes Grab gebeten hatte, wäre er sicherlich begeistert gewesen.

Nach schönen 1,5 Tagen ging es morgens zurück nach Bishkek. Diesmal über die schnellere Nordroute. Da unser Bus aber einen Motorschaden hatte, (Moment, kommt bekannt vor oder?) hat es dann doch sechs Stunden gedauert. Aber irgendwie regeln sie solche Zwischenfälle hier ja immer ganz souverän.

In Bishkek gabs dann zu meinem Geburtstag nochmal zwei Tage Hyatt. Es gab sogar einen Geburtstagskuchen. Leider habe ich mir ausgerechnet dort den Magen verdorben (es war nicht der Kuchen, zumindest möchte ich das glauben, trotzdem hatte ich lange genug von Schokolade). Die Fahrt und die nächsten zwei Tage waren zum Vergessen. Schön war, dass ich kurz vor Abflug dann nochmal meine zwei Reisebekannten aus Münster getroffen habe. Aber dann ging es endlich ab in die Mongolei.

Solo in Kirgistan

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