Mit dem Blogeintrag habe ich mich lange schwer getan. Obwohl es mir so gut gefallen hat und ich absolut fasziniert von den Städten in Usbekistan war (oder vielleicht gerade deswegen), wusste ich nicht so ganz wie ich das alles in Worte fassen sollte. Vielleicht habe ich auch einfach schon zu viele andere Blogeinträge gelesen. Insbesondere zu der Frage welche der drei Seidenstraßenstädte am besten ist, gibt es unzählige Beiträge. Da das ohnehin jede Person für sich entscheiden muss, wird mein Blog nun eine Mischung zwischen allem was mir in der zeit so in den Sinn gekommen ist. Ich habe die drei Städte in der Reihenfolge Samarkand, Bukhara, Khiva besucht. M.E. eine gute Reihenfolge. Samarkand ist im Vergleich zu den anderen beiden eine größere Stadt, in der man auch das alltägliche Leben der Bewohner mitbekommt. Die Sehenswürdigkeiten liegen dabei nicht ganz so nah zusammen, kein Grund für mich nicht trotzdem alles zu Fuß zu machen 😉

Direkt am ersten Abend bin ich zum Registan, dem Ensemble aus drei Medressen, der direkt neben meiner Unterkunft lag. Ich war absolut beeindruckt von der Größe und Wirkung der Gebäude. Ein Fotograf, der ebenfalls in meiner Unterkunft unterkam, hat mir erzählt, dass er vor 20 Jahren bereits dort war und damals noch alles frei zugänglich war. Heute muss man ein Ticket kaufen um in den Komplex zu kommen. Einen guten Überblick und die schöne Beleuchtung am Abend kann man aber auch von Außen sehen. Als ich dort auf den Stufen saß, hatte ich das erste Mal so richtig Seidenstraßen-Feeling. Ich hatte schon so einiges gehört, auch viel negatives zu den Restaurationsarbeiten und der Authentizität. Ich habe an dem Abend aber einfach nur beeindruckt dort gesessen und gestaunt. Natürlich sind insbesondere die Kachelarbeiten nicht aus der ursprünglichen Zeit, aber meines Erachtens sind sie bis auf eine Kuppel wirklich gut restauriert worden. Natürlich wäre es schöner, wenn alles von Früher erhalten wäre, aber leider sind die Gebäude durch Erdbeben und Eroberungszüge immer wieder massiver Zerstörung ausgesetzt gewesen. Ich jedenfalls saß dort überglücklich und habe mir mal Zeit genommen wir so ein paar Gedanken zu machen. Wie froh ich war, die Entscheidung zu diesem Sabbatical getroffen zu haben, wie glücklich ich mich schätzen konnte gesund und munter zu sein um diese Reise auch wirklich antreten zu können (nicht ganz selbstverständlich nach letztem Jahr). Am nächsten Tag bin ich dann auch in den Komplex und habe mir alles in Ruhe angeschaut.

Obwohl Samarkand im Vergleich zu den weiteren Städten noch nicht ganz so heiß war, bin ich doch beim Sightseeing an meine Grenzen gestoßen und das heißt schon etwas. Das Ulugbek Observatorium mit einem riesen Sextanten (wollte ich als Geographin natürlich unbedingt sehen), habe ich dann ausgelassen, da mir der Weg zu weit war (ja, ich hätte auch ein Taxi oder den Bus nehmen können, wollte ich aber nicht). Stattdessen war ich allerdings am Afrasiob Komlex, dort wo Überreste der ersten Siedlung gefunden wurden. Ein kleines Museum zeigt ein paar Exponate einschließlich recht großer Wandmalereien. Der Komplex selbst ist nett ausgedrückt unspektakulär. Es ist nicht wirklich etwas zu sehen. Was erwartet man auch, wurden die frühen Siedlungen durch zahlreiche Eroberungen ja oft dem Erdboden gleichgemacht.

Ein Kritikpunkt, der immer wieder von anderen Reisenden angebracht wird, ist dass die Altstadt von Samarkand, in der noch viele Einheimische leben durch eine Mauer abgegrenzt wurde und es jetzt nur noch wenige Eingänge gibt. Auch wenn ich prinzipiell zustimme, dass es nicht das Ziel sein sollte Gegenden der Stadt, die für nicht so repräsentabel gehalten werden einfach einzumauern, auch auf Kosten der lokalen Bevölkerung, häufig ist man ja der Meinung man kann den Touristen nur wunderschöne Ecken zumuten, muss ich sagen, dass man das ganze ja auch von einer anderen Perspektive betrachten kann. In Zeiten von Overtourism und Ablehnung der lokalen Bevölkerung von immer mehr Vordrängen der Touristen in lokale Stadtviertel, könnte es ja auch sein, dass man verhindern möchte, dass zu viele Besuchende durch die Wohnviertel renne. Würde mich ja auch stören. Ist nur so ein Gedanke, der mir bei der ganzen unreflektierten Kritik an Restaurierungen und Umgang mit Tourismus gekommen ist 🙂

Nach zwei Tagen ging es dann, diesmal mit dem Schnellzug, nach Bukhara. Hier hat es mir noch besser gefallen. Daum fand ich die Reihenfolge der Städte so gut. Man könnte sagen, die Dramaturgie war gut gewählt. Bukhara setzte dem ganzen noch etwas drauf. Hier hat einfach alles gestimmt. Die Unterkunft war wahnsinnig schön. Im Vorfeld hatte ich gelesen, dass dort die beste Auswahl an guten Unterkünften zu finden war. Und ich kann bestätigen, dass zumindest die Auswahl bei der online Buchung enorm war. Hier hatte ich dann auch das erste mal richtig gutes Essen in Usbekistan. Ach wenn es Fleisch mit Fleisch war, dafür aber in sehr guter Qualität. Im Vergleich zu Samarkand war es hier allerdings noch heißer und das erste Mal in meinem Reisedasein habe ich mittags eine Sightseeing Pause eingelegt weil es zu heiß bzw. die Sonne zu intensiv war. Und diese Pause war lang…manchmal 5 Stunden. In der Zeit konnte man dann aber gut der weiteren Reiseplanung nachgehen oder eben jede Menge Schaschlik verputzen. In Bukhara war alles kompakt in der Altstadt erreichbar. Hier war auch ein großer Teil der alten Stadtmauer erhalten bzw. großflächig restauriert. Man konnte sich richtig gut vorstellen, wie dies vor Jahrhunderten ein Umschlageplatz für Waren war. Obwohl das ganze natürlich schon sehr touristisch aufgemöbelt war.

Bukhara hatte aber noch ein kleines Highlight für mich bereit. Ich habe endlich eine Post gefunden und konnte ein paar Dinge, die ich nicht mehr brauchte (bzw. nie gebraucht habe) nach Hause schicken. Die Damen im Postamt waren trotz Sprachbarriere sehr hilfsbereit und ich überglücklich ein paar Kilo im Rucksack losgeworden zu sein. War übrigens nach zehn Tagen in Deutschland und wartet nun hoffentlich frisch gewaschen auf mich 😉

Nach meiner Tour zum Aralsee (nächster Eintrag, wollte das ganze thematisch bündeln), bin ich dann nach Khiva gefahren. In Nukus haben ich die beiden, die ich vorher schon zweimal getroffen habe wiedergetroffen und wir haben uns verabredet gemeinsam ein Taxi nach Khiva zu nehmen. Die Fahrt ging mit 2,5 Stunden recht schnell und führte entlang einiger grüner Felder. Da ging also das ganze Wasser hin. Sogar Nassreis wurde angebaut. Nun gut. Khiva wird häufig als Freilichtmuseum bezeichnet. Es steigert das feeling von Bukhara also nochmal. Ich muss ganz wertfrei sagen, ich kann dem zustimmen. Die Eintrittspreise waren die höchsten in ganz Usbekistan und es war wahnsinnig touristisch ohne ein besonderes Highlight unter den Sehenswürdigkeiten zu haben, aber die gesamte Stimmung war sehr schön und auch hier konnte man sich sehr gut in die Zeit der alten Handelswege zurückversetzt fühlen. Was aber noch mehr zu einer tolle Zeit beigetragen hat, ist dass ich dort mit dem beiden Reisebekannten und noch weiteren, die sie und wir dann auf dem Weg oder abends getroffen hatten Zeit verbringen konnte. Ist doch viel angenehmer wenn man Reiseerfahrungen teilen kann. Ich muss sagen, dass dies der einzige Ort war, an dem das so einfach war. Snst habe ich recht wenige andere Individualreisende getroffen oder man war selten in die gleiche Richtung unterwegs.

Die guten Erfahrungen, die ich in Usbekistan gemacht hatte wurden dann etwas durch die Rückfahrt und die letzte Nacht getrübt. Die Zugfahrt dauerte 15 Stunden bei 40 Grad und ich dachte sie endet nie. Zum Glück gabs irgendwann gratis Eis, die hatten wohl selbst gemerkt, dass ihre Fahrgäste schon dahinschmolzen. Eis musste man natürlich super schnell essen, weil das noch schneller dahinschmolz. Im Hostel war dann niemand um mich einzuchecken obwohl ich angemeldet hatte, dass ich so spät kam. Eine andere Bewohnern hat mich dann reingelassen. Alles mega nervig und entsprechend früh und unausgeschlafen ging es dann am nächsten Tag zur Grenze nach Tadschikistan.

Wenn Ihr es bis hierhin geschafft habt, danke fürs dranbleiben bei meinem bisher längsten Eintrag 😉

24.06.2023

Seidenstraße pur

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