29.09.2023
Es kam nicht überraschend, kam ich ja mitten in der Taifunsaison, dennoch war der angekündigte Taifun Khanun ein kleiner Schock. Hatte doch bisher alles relativ reibungslos geklappt. Und jetzt sollte ein Taifun Südkorea erreichen, der bereits in Japan für massive Schäden gesorgt hatte. Also erstmal nicht ganz so entspannte Ankunft wie ich mir da vorgestellt hatte. Der Plan war ausgerechnet auch noch direkt an die Küsten zu fahren, anstatt einige Tage in Seoul zu verbringen. Die Erleichterung der leichten Anreise und der sauberen und sicheren Stadt in Seoul wich dann auch gleich einer schlaflosen Nacht in der ich permanent den Weg des Taifuns trackte um zu entscheiden ob es möglich ist weiter nach Busan zu fahren oder nicht.
Der Taifun hatte bisher schon einige Haken geschlagen und bewegte sich recht langsam wodurch er massive Schäden anrichten konnte. Jetzt steuerte er genau auf die Südküste Koreas zu und würde das Land einmal der Länge nach durchmessen. Das war ungewöhnlich und anscheinend das erste Mal seit Taifunaufzeichnung. Man bereitete sich also auch in Seoul auf den Sturm vor. Erst ein paar Wochen vorher hatten extreme Regenfälle für Überschwemmungen im Südosten des Landes gesorgt. Jetzt drohte das nächste Extremereignis. Mein Zug sollte um 7:49 Uhr gehen. Der Taifun hatte sich in der Nacht zu einem Sturm abgeschwächt und pünktlich um 6:00 bin ich aufgestanden und habe entschieden, dass ich mein Glück im Train to Busan versuchen wollte. Die südkoreanische Regierung ist sehr wachsam was solche Ereignisse angeht, und darum hielt ich es für sicher zu fahren solange der Zugverkehr nicht eingestellt wurde. Am Bahnhof nochmal schnell gecheckt. Aber alles im grünen Bereich und der Zug fuhr. Also los gehts im Traun to Busan. Für alle, die den Film nicht kennen: Es gibt einen recht bekannten (zumindest unter Filmnerds) koreanischen Film der Train to Busan heißt und (achtung, mega innovativ heutzutage) in einer Zombie Apokalypse spielt. Ist aber gut gemacht und seitdem wollte ich mal mit dem Train to Busan fahren. Allerdings in der Hoffnung ohne Zombies in den Genuss des Hochgeschwindigkeitszugs zu kommen. Davon hatte ich schon seit Usbekistan geträumt. Effiziente, schnelle Züge. 2,5 h Seoul – Busan. Was will man mehr. Naja vielleicht keinen Taifun, aber man kann ja nicht alles haben 😉 Der Zug war dann ziemlich leer, aber immerhin war ich nicht alleine. Das hätte mich sonst etwas nervös gemacht. Im Laufe der Fahrt sind wir dann durchs Sturmzentrum gefahren, und ich kann bestätigen, dass sich der Taifun zu einem Sturm abgeschwächt hat. Während der Fahrt war ich nicht sicher ob das wirklich der Sturm ist, war windig und starker Regen, aber das wars. Da der Sturm uns ausgebremst hat, waren wir etwas verspätet, was immer noch sehr schnell war. In Busan angekommen, habe ich mich erstmal wie in einem Paralleluniversum ausgespukt gefühlt. Absolut windstill und nichts von einem Sturm zu spüren. Hat sich später etwas relativiert, da doch einiges an kleinen Ästen von den Bäumen runtergekommen ist und immer wieder Böen aufkamen. Aber glücklicherweise ist Busan und Südkorea allgemein sehr gut weggekommen. In Busan gab es keine größeren Schäden und niemand wurde verletzt. In der Zeit war ich, ich würde sagen auf gesunde Art rational besorgt. Ich habe die Entwicklung ja stetig verfolgt. Was mir wirklich sorgen gemacht hat war: Hoffentlich verfolgen meine Eltern das nicht. Naive Hoffnung. Natürlich haben sie das verfolgt, waren sich nur nicht ganz sicher wo genau ich in Südkorea als erstes hinfahre. Hatte ich wohlweislich verschwiegen. Dass aber auch immer alles in den deutschen Medien zu verfolgen ist… Natürlich habe ich mich dann gleich gemeldet und nachdem die Aufregung auf allen Seiten abgeklungen war, konnte ich endlich durchatmen.



